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Channel: Kommentare zu: Verschickungskinder
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Von: Margareta

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Als Antwort auf Manuel.

Ich heiße Margareta, und wurde mit 7 Jahren (zwischen 1. und 2. Klasse) in den Sommerferien nach Röt im Murgtal/Schwarzwald verschickt. Ich hatte chronisch eitrige Mandeln, war zu dieser Zeit untergewichtig und sollte (vor der OP) aufgepäppelt werden. Fotos oder Karten existieren aus dieser Zeit nicht, möglicherweise von meinen Eltern irgendwann vernichtet.
Mir ergeht es wie Ihnen. Ich erinnere mich vage an den Hintransport ab München. Die 6 Wochen aber sind ein schwarzes Loch. Nur flatternde gelbe Vorhänge (aus welchem Grund?) in einem dämmrigen Zimmer tauchen in meiner Erinnerung immer wieder auf. Die nächste Erinnerung ist für mich erst: ich bin wieder zu Hause. Besorgte Eltern, noch untergewichtiger, regelmäßiges Erbrechen und Durchfall, Schwäche. Aber auch ein Liegestuhl im Sonnenschein und Wärme. Keiner der Ärzte zu denen mich meine Eltern brachten, fand heraus was die Ursache/n war/en. 1965 war die Diagnose wohl eher „das Kind muss sich eben wieder akklimatisieren“.
Über lange Zeit habe ich die Verschickung aus meinem Leben verdrängt, keinen Gedanken zugelassen. Mit nun 66 bin ich zwiegespalten. Manchmal würde ich gerne wissen, ob ich mir nur zuviele Gedanken darum mache was gewesen sein könnte oder ob es in „diesem Loch“ etwas zum Aufarbeiten gäbe. Ein guter Freund, der zertifizierter Therapeut für medizinische, klinische und psychotherapeutische Hypnose ist, hat mir bei Bedarf Hilfe und Unterstützung auf dem Weg angeboten. Allerdings habe ich im Moment große Angst vor dem, was ich vielleicht erfahren könnte. Lasse ich die Zeit ruhen? Aber wirkliche Ruhe finde ich auch nicht. Ich fühle mich irgendwie hilflos.


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